Selbständiges Arbeiten nimmt weltweit zu

McKinsey Global Institute

Selbständiges Arbeiten nimmt weltweit zu

In Deutschland ist die Zahl der Menschen, die selbstständig oder befristet arbeiten oder ihr Einkommen nebenbei aufbessern, größer, als es viele Statistiken vermuten lassen. Rund 21 Millionen Deutsche, damit 30 Prozent aller über 15 Jahre, arbeiten mittlerweile in unabhängigen Arbeitsverhältnissen. D.h., sie sind selbstständig, befristet beschäftigt oder bessern ihre Einkommen neben Schule, Studium, Erstjob oder Rente durch unabhängige Tätigkeiten auf. Dies sind Ergebnisse der Studie "Independent Work", die das McKinsey Global Institute (MGI) am Montag in Washington veröffentlicht hat.

Das Forschungsinstitut der Unternehmensberatung hat dafür in Deutschland 1.200 Menschen über 15 Jahre repräsentativ nach allen Formen ihres Einkommenserwerbs befragt. Parallel wurden Menschen repräsentativ in Frankreich, Schweden, Großbritannien, Spanien und den USA befragt. Offizielle Statistiken erfassen in der Regel nur die Zahl der als selbstständig Gemeldeten oder die befristet Beschäftigten. Eurostat zufolge sind das rund neun Millionen Menschen in Deutschland. "Die Studie soll einen Beitrag dazu leisten, Klarheit darüber zu schaffen, wie viele Menschen darüber hinaus ihr Einkommen aufbessern oder einen Nebenjob haben", sagt Jan Mischke, Senior Fellow beim MGI und Mitautor der Studie.

Im internationalen Vergleich unterscheiden sich Trend und Zahlen für Deutschland nicht wesentlich von denen der anderen untersuchten Länder, auch, was die Altersverteilung angeht: Mehr als jeder zweite Jugendliche bis 24 Jahre oder Rentner über 65 ist hauptberuflich oder nebenbei selbstständig oder befristet beschäftigt."70 Prozent der Umfrageteilnehmer, die außerhalb traditioneller Festanstellungsverhältnisse erwerbstätig sind, tun dies, weil sie die damit verbundene Unabhängigkeit und Flexibilität schätzen", erläutert Mischke. Die übrigen 30 Prozent - hochgerechnet rund zwei Millionen hauptberuflich und vier Millionen nebenbei Beschäftigte - jedoch, weil sie keine entsprechende Festanstellung finden können.

Angesichts dieser Zahlen sieht das MGI die Notwendigkeit für die Politik, sich einen noch besseren Überblick über die tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse und Einkommensquellen der Bevölkerung zu verschaffen. Die Beschäftigten müssten im Einzelfall besser geschützt und Rechtssicherheit für alle Beteiligten geschaffen werden.

Insgesamt sieht das MGI im Trend zu mehr selbstständiger oder unabhängiger Arbeit viele Chancen: Flexibilität und höhere Erwerbsbeteiligung können sich positiv auf die Wirtschaftsleistung des Landes auswirken.

Link zur Studie